Folgenschweres Reisegepäck: Als Joseph Haydn im Jahr 1795 zum zweiten Mal aus London abreist, überreicht man ihm einen Oratorientext, der im Wesentlichen auf John Miltons Epos Paradise Lost basiert, und ursprünglich vielleicht einmal für Händel bestimmt war. Inspiriert von den zu dieser Zeit in England üblichen Massenaufführungen Händelscher Werke macht sich Haydn kurz danach an die Komposition eines Oratoriums. Sein Vertrauter und Förderer Gottfried Freiherr van Swieten „überträgt“ das englische Textbuch ins Deutsche und schafft somit die Textgrundlage für Haydns Schöpfung.
Bei deren kompositorischer Umsetzung führt Haydn viele gestalterische Effekte zusammen, die er zuvor in anderen Zusammenhängen erstmals verwendete oder zur Kunstfertigkeit erweiterte: sei es die akustische Nachahmung von Natureffekten, oder die instrumental-lautmalerische Ausgestaltung von Chor und Solopartien. Haydns Vorliebe für das Accompagnato-Rezitativ entstand wohl während der Arbeit an seinen heute nahezu in Vergessenheit geratenen Opern.
Die Durlacher Kantorei präsentiert Haydns Schöpfung zusammen mit der Kammerphilharmonie Karlsruhe unter der Leitung von Johannes Blomenkamp. Als Besonderheit gibt es tags zuvor, am 20. Mai um 16 Uhr, eine für Kinder eingerichtete Kurzfassung von Reiner Schulte (Dauer ca. 1 Stunde). Die Solistin und Solisten Sabine Goetz (Sopran), Martin Erhard (Tenor) und Georg Gädker (Bass) führen als singende und sprechende Erzengel durch die Geschichte. Unterstützt werden sie dabei von den Kindern und Jugendlichen der Durlacher Singschule, die zusammen mit der Kantorei als Schar von Schutzengeln auftreten. Einige Musikerinnen und Musiker der Kammerphilharmonie überlassen Platz, Instrument und Notenpult ebenfalls dem musikalischen Nachwuchs.